Mit dem Segway durch die Weinberge jagen der Abendsonne entgegen? Auf traditionellen Weingütern Riesling probieren, um am Ende glücklich festzustellen: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah ist? Die Mosel und ihre Nebenflüsse Saar und Ruwer bilden die Moselregion. Eine traumhafte Kulisse, die schon seit der Römerzeit geprägt ist vom Kulturgut Wein. Hier fallen mal sanft, mal steil in Richtung der Flüsse Weinberge hinab und pittoreske Dörfer säumen die Täler. Das alles bietet so viel für eine perfekte Reise. In einer fünfteiligen Serie stellen wir Deutschlands älteste Weinregion, die Moselregion vor. Diese prägt wie kaum eine andere Region mit ihren unverwechselbaren Steilhängen die Weinlandschaft der Welt. Den Auftakt der Reise macht das Ruwertal und die Römerstadt Trier
Ruwertal und die Römerstadt Trier
Es war schon dunkel, als wir an einem Donnerstagabend in dem kleinen Weinort Mertesdorf bei Trier an der Ruwer angekommen waren, dem Ausgangspunkt unserer Reise. Die Ruder ist der wasserreichste Nebenfluss der Mosel. Vor Jahren habe ich in Trier studiert und gelebt, in Mertesdorf bin ich nie gewesen. Und für Wein habe ich mich damals nicht interessiert. Jetzt kehre ich zurück in diese Region, die ein Stück Heimat ist. Ich sehe sie mit anderen Augen.
Manchmal sollte man sich einfach die Frage stellen, ob man die Augen für das Schöne dieser Welt wirklich geöffnet hat. 🙂
Weindörfer Mertesdorf und Kasel
Es war ein kalter Abend Ende März, als wir unsere Reise starteten. Mertesdorf gilt als die älteste Weinbaugemeinde im Ruwertal, einen Steinwurf von Trier entfernt. Die steil herabfallenden Weinberge wurden schon in der Römerzeit kultiviert. In den vergangenen Jahren wurde Mertesdorf in der Weinszene weltweit bekannt. Vor allem wegen der Erfolge des Weinguts „Erben von Beulwitz“, welches sich seit 1982 im Besitz der Familie Weis befindet. Das Hotel Weingut Weis, fest eingebettet zwischen den Weinbergen des Ruwertals, war hell erleuchtet, als wir auf die Auffahrt bogen. Im gemütlichen Ambiente des Restaurants „Vinum“, das bodenständig, regional und dennoch exklusiv daherkommt, gab es den ersten Spargel der Saison, zarten Fisch und das beste: Einen Riesling Spätlese vom Kaseler Nies’chen. Der schmückt sich mit Auszeichnungen und Prämierungen auf nationaler wie internationaler Ebene. „Ein Teil unserer Rebstöcke, die alten Gewächse, sind schon mehr als 100 Jahre alt“, erklärt uns Herbert Weis, Winzer und Inhaber des Weingutes und präsentiert stolz seine Weinflaschen. Alles in allem ist war das ein wunderbarer Auftakt für eine Weinreise an der Mosel.
Weingut Maximin Grünhäus
Wenn man im Hotel Weingut Weis aus dem Fenstern schaut, am nächsten Morgen, wenn es hell ist, sieht man etwas versteckt in den Weinbergen gelegen ein gelbes Schloss. Wie wir kurz darauf erfahren haben: Das Weingut Maximin Grünhäus der Familie von Schubert. Dass mir dieses prachtvolle Anwesen, diese geschichtsträchtige Region während meiner Studienzeit völlig verschlossen blieb, darüber mag ich kaum nachdenken. Wahrscheinlich muss man die 30 überschritten haben, damit sich die Interessenlage hin zu den wirklich interessanten Dingen verschiebt. Vielleicht war ich auch einfach bloß verdammt blind.
Eine breite Auffahrt führt und zu einer Bastion deutscher Weinkultur, wie beispielsweise Captn Cork über das Weingut schreibt. Man fühlt sich hier wie auf einem Film-Set. Der schlossartige Gebäudekomplex aus verschiedenen Jahrhunderten und die Weinberge liegen in einem Taleinschnitt des Ruwertals. Traumhafte Lage, märchenhaftes Anwesen und das beste: phantastische Rieslinge, die auf dem 14 Hektar großen Anwesen schon seit mehr als 1000 Jahren angebaut werden. Und nicht nur das ist beeindruckend: Das Weingut blickt auf eine atemberaubende Geschichte zurück, schon zur Römerzeit wurde hier Wein kultiviert. Die beeindruckende Noblesse des Anwesens und die traditionsreiche Geschichte haben sich bis nach Großbritannien herum gesprochen: Die Queen ist – einem öffentlichen Geheimnis nach – eine Liebhaberin der Weine des Weinguts, regelmäßig gehen Lieferungen an den Buckingham Palace.
Ich drehe mich in der Morgenkühle immer wieder um meine eigene Achse und kann es kaum glauben, dass Trier, meine Heimatstadt für so viele Jahre, nur einen Steinwurf entfernt ist, und dass dieses Stück Moselregion vollkommen an mir vorüber gegangen ist.
Weinstadt Trier
Zum Mittagessen im Restaurant Pauliner Hof in Kasel, einem Nachbarort von Mertesdorf, treffen wir Alexander Rinke. Rinke betreibt im Ruwertal mehrere Restaurants, zudem hat er seit einigen Jahren auch ein Weingut mit Weinbergen an der Mosel sowie an der Saar. Wer in Trier bei ihm essen möchte: seit dem 1. April betreibt er das Weinlokal der „Bischöflichen Weingüter“ in Trier, die Weinwirtschaft „Friedrich Wilhelm.“ Ein unglaublich sympathischer, offener Selfmademan, der quasi aus dem Nichts heraus und als Autodidakt anfing, Weinberge zu bewirtschaften – mit Erfolg.
Apropos „Bischöfliche Weingüter“ in Trier. Wer in Trier und Region lebt und bisher noch keine Weinprobe und eine wunderbare Führung durch den Weinkeller des Bischöflichen Konvikts gemacht hat, sollte das schnell nachholen. Beeindruckend ist das, was man in einem katakombenartigen Labyrinth unter der Stadt entdecken kann. Ein weit verzweigtes Weinkeller-Netz präsentiert sich dem Besucher. Riesige alte Eichenfässer, in denen sich die roten Rebsorten „Saint Laurent“, „Spät- und Frühburgunder“ entwickeln. Dabei machen diese Sorten nur einen winzig kleinen Anteil des Weinerzeugnisses auf den Schieferböden aus: 90 Prozent der Rebsorte ist, wie soll es an der Mosel auch anders sein, der Riesling. Rund 100 Hektar Weinberge bewirtschaften die Bischöflichen Weingüter an Mosel, Saar und Ruwer. Die Bischöflichen Weingüter sind ein Zusammenschluss aus dem Weingut des Bischöflichen Konvikts Trier, des Weinguts der Bischöflichen Priesterseminars Trier und des Weingutes der Hohen Domkirche Trier. Die Spitzenlagen an der Mosel sind beispielsweise die Trittenheimer Apotheke oder das Erdender Treppchen, wie ich in der beeindruckenden Führung durch den Weinkeller inklusive Weinprobe lerne.
Mit dem Segway durch die Weinberge in Trier
Ein absolutes Muss-Do ist, mit dem Segway durch die Weinberge zu jagen. Oh mein Gotte! Dabei dachte ich noch, das kriegst du nie, niemals hin! Denn die ersten fünf Minuten auf dem Teil sind extrem ungewohnt. Aber man gewöhnt sich recht schnell an das unbekannte Gefährt und entwickelt ein Gefühl für die Art, sich darauf mit der Kraft des eigenen Körpers fortzubewegen.
Und für die Anstrengungen wird man auch belohnt! So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr und kann euch eine Segway-Fahrt durch die Trierer Weinberge unbedingt empfehlen. Die Fahrt heißt übrigens Se&Wine: Start ist an der Porta Nigra und Ende ist der Deutschherrenhof in Olweig mit Abendessen und Wein. Top!
Karl Marx und der Wein
Jens Baumeister hat Weingläser, Rieslingsekt und einen Laib Brot mitgebracht. Entspannt steht der Kultur- und Weinbotschafter der Stadt Trier vor der Porta Nigra und wartet auf seine Gäste. Sie kommen zur Weinerlebnisführung „Wie der Wein Karl Marx zum Kommunisten machte.“ In zwei Stunden wandert die Gruppe von der Porta Nigra zum Geburtshaus von Karl Marx und erfährt dabei, wie die sozialen Missstände in der Mitte des 19. Jahrhunderts unter denen vor allem auch die Winzer in der Region gelitten haben, einen Teil zum bekannten politischen Manifest des deutschen Philosophen und Ökonomen beigetragen haben.
Wer dann noch Lust auf eine weitere Weinführung hat, sollte sich Paula Holz Weinrallye durch das Landesmuseum unweit der Kaiserthermen nicht entgehen lassen. Eine kurzweilige und spannende Führung durch die Historie des Weinanbaus. Ich fand das so großartig, vor allem auch anschließend römisches Lambum – eine Art Brot mit Honig und Rosmarin – und römischen süßen Wein zu genießen. Unbedingt buchen bei euerer Reise durch die Weinstadt Trier!
Meine Tipps für eine Weinreise an Ruwer und Mosel:
Mertesdorf: Weinhaus Weis/Weingut Erben von Beulwitz (tolles Essen, schöne renovierte Zimmer), Weingut von Schubert/Maximin Grünhaus (wunderbares altes Weingut, unbedingt eine Weinprobe vereinbaren!)
Kasel: Restaurant Pauliner Hof (Tolles Essen in schöner Atmosphäre)
Trier: Hotel Nells Park (mit Weinthemenzimmern, Beispiel „Mythos Mosel), Deutschherrenhof , Becker’s Hotel Restaurant Weingut (ursprünglich ein klassisches Familienweingut mit kleinem Hotel und Weinstube, hat sich dann zum modernen Gourmetrestaurant und Designhotel entwickelt. Inhaber, Winzer und Küchenchef Wolfgang Becker ist mit 2 Michelin Sternen für die Küche seines Gourmetrestaurants seit Jahren der höchstbewertete Koche in Trier und einer der besten an der Mosel.
Für Führungen und Segway-Fahrten steht die Tourist-Info in Trier zur Verfügung!
Zu den Moselempfehlungen meines Herzmannes, Partners in Crime und Travel Buddy Alexander hier entlang. <3
In Zusammenarbeit mit Moselwein e.V.
Pingback: Kurzurlaub mit Wellness im Romantikhotel Bollants • Annafranziska