Ich liebe Essen. Vor allem liebe ich Essen, das mit viel Liebe zubereitet wird. Dann wird es auch gut. Als ich klein war, konnte ich meiner sizilianische Nonna stundenlang beim Nudelteigkneten zuschauen. Dabei kniete ich auf dem schmalen Holztisch, meine Hände versanken in dem feinen Mehl. Und wie Nonna Anna fast zärtlich die Arancini, kleine Reisbällchen mit Hackfleisch und Erbsen füllte, um sie dann in einem großen Topf zu frittieren. Die werden dann gold-orange außen und erinnern an kleine Orangen. Arrancini.
Wenn ich heute irgendwo essen gehe (viel zu oft und viel zu gerne), verfalle ich am Ende dann doch immer wieder den alternativen Cafés und Restaurants, den kleinen unscheinbaren. Manchmal und besonders denen mit Vintage-Einrichtung, wie sie auch heute noch bei meiner Nonna im Wohn-und Esszimmer an vergangene Zeiten erinnert. Es sind nie die glitzernden Paläste, die mich anlocken und über den eigentlichen Star hinwegtäuschen – das Essen. Warum ich mit diesem langen Lamenti zu einem Post zu einem Michelin-Sternekoch, Frank Buchholz, einsteige fragt ihr euch zurecht? Ganz einfach:
Bei Buchholz in Mainz Gonsenheim ist es so berührend schlicht, warmherzig und gleichzeitig absolut professionell, dass ich auch diesem Restaurant verfallen bin.
Konsequent reduziert präsentiert sich die Einrichtung des Speiseraumes in dem kleinen Bauernhaus im Mainzer Stadtteil Gonsenheim. Würde man hier spontan vorbeikommen und keinen Plan von der Umgebung haben, würde man hinter der schlichten Fachwerkhausfassade bestimmt keine exzellente Sterneküche erwarten. Ganz so, als solle man gar nicht erst auf die Idee kommen jemand anderem, als dem Essen, Aufmerksamkeit zu schenken. Hat definitiv geklappt! Wir hatten das Vergnügen an einem runden Tisch mit Damasttischdecke speisen zu dürfen, ein fantastisches Fünf-Gang-Feinschmeckermenü mit dazu passender Weinbegleitung. (Da musste ich kapitulieren)
Nachhaltig beeindruckt bin ich übrigens auch von den knackjungen, mega-charmanten Kellnern und Saumleliers gewesen. Besser umsorgt, verwöhnt und auch aufgeklärt über Herkunft, Anbauweise und Unterschiede der Weine hätten wir nicht werden können! Merci! ;-*
Weil ich auf Essen stehe, das mit Liebe gezaubert wird, kann ich das Buchholz (auch ohne Vintageliebe, dafür aber sympathisch reduziert in der Ausstattung) besonders empfehlen. Haute Cusine, die die Bodenhaftung nicht verloren hat, die aus schlichten (teilweise regionalen) Zutaten Phantastisches zaubert. Gut so! Und Nonna Anna wäre auch begeistert.
Hier unser Menü, das ihr unbedingt probieren solltet, solltet ihr in Mainz sein und wirklich was Besonders ausprobieren wollt (weil: ist halt ganz schön teuer!)
Zum Apéritif (Sekt):
Cornettos mit Erbsencrème, Morchelgel & Speck
(2008 Triumvirat, Sekthaus Raumland, Flörsheim-Dalsheim, Rheinhessen)
Salzbar mit:
Steinpilz-Fingersalz
Hibsikusblütensalz
Fleur de Sel mit Kardamom
Rosa Salzflocken vom Murray River (Australien)
Amuse Gueule:
Rotlachstatar, grüner Spargel, Orangen-Rettich, Limonengel
Menü (inkl. der begleitenden Weine):
Parmesanravioli, geräuchertes Ei, Aprikose, Briochecrème
(2010 „Mineral“ Chardonnay, Friedrich Becker, Schweigen, Pfalz)
Huchen, Gurke, Safran, Duftreis
(2013 Weißburgunder, Dr. Loosen, Bernkastel, Mosel)
Als Erfrischung vor dem Hauptgang:
Kumquatsorbet, Ricottaeis, Salbeischaum
Kinn vom Iberico Schwein, Morchel, Mango, Malz
(1992 „Hattenheimer Nussbrunnen“, Balthasar Ress, Hattenheim, Rheingau)
Ziegenfrischkäse, Mispel, Zitronenthymian, Honig
2012 „Guntersblumer Bornpfad“ Riesling Alte Reben, feinherb, Lamberth, Ludwigshöhe, Rheinhessen)
Rhabarber, Litschi, Macadamia, weiße Schokolade
(2011 „Essinger Sonnenberg“ Merlot Rosé Beerenauslese, Frey, Essingen, Pfalz)
In Zusammenarbeit mit Restaurant Frank Buchholz